Inkontinenz

  • Niere & Harnwege

Inkontinenz ist ein Tabuthema. Dennoch sind sehr viele Menschen betroffen: In Deutschland ca. 5 bis 8 Millionen! Umso wichtiger ist es, aufzuklären, Unterstützung anzubieten und den Erfahrungsaustausch zu fördern. Inkontinenz ist der unbeabsichtigte Verlust von Urin (Harninkontinenz) oder Kot (Stuhlinkontinenz). Der Betroffene kann den Zeitpunkt des Ausflusses nicht mehr selbst steuern. Deutlich häufiger ist die Harninkontinenz, von der im Folgenden die Rede ist. In der Alltagssprache wird sie auch Blasenschwäche genannt, weil der Körper den Inhalt der Blase nicht mehr kontrolliert halten kann.

Ursachen für Harninkontinenz

Die Liste der möglichen Ursachen einer Harninkontinenz ist lang und noch nicht abschließend geklärt. Es liegen meist Schäden oder Funktionsstörungen in der Muskulatur zugrunde, die für die Entleerung bzw. Kontrolle der Blase zuständig ist. Dazu zählen Blasen-, Schließ- und Beckenbodenmuskeln. Aber auch Bindegewebs- oder Nervenschäden können der Grund sein. Diese Schäden können unter anderem verursacht werden durch:

Woran man Inkontinenz erkennt

In vielen Fällen geht Inkontinenz mit einer überaktiven Blase und entsprechenden Beschwerden einher. Achten Sie daher auf folgende Symptome:

  • Häufiges Gefühl, auf Toilette zu müssen, obwohl dann nur einige Tropfen kommen

  • Regelmäßig anhaltendes Nachtröpfeln nach dem Urinieren

  • Häufiges Aufsuchen der Toilette tagsüber (mehr als 8-mal) und auch nachts

  • Plötzlicher starker Drang zum Wasserlassen – mit so unkontrollierbarem Druck, dass vor Erreichen der Toilette Urin austritt

  • Urinverlust beim Lachen, Niesen, Husten

  • Angst oder Unbehagen, wenn keine Toilette in der Nähe ist

  • Schmerzen beim Wasserlassen

Dr. med. Reinhold Weidmann macht deutlich wie wichtig es ist, bei Inkontinenz mit dem Arzt zu sprechen.

»Wichtig ist: Inkontinenz ist nichts, wofür man sich schämen muss. Sie ist eine Erkrankung, die jeden treffen kann und die vom Arzt untersucht und behandelt werden sollte.«

Inkontinenz bei Frauen

An Harninkontinenz leiden etwa zweimal so viele Frauen wie Männer. Die Gründe dafür liegen in Schwangerschaften, Entbindungen, Menopause und der Struktur des weiblichen Harntrakts. Die häufigsten Formen der „weiblichen Harninkontinenz“ sind Belastungs-, Drang- und Mischinkontinenz.

Stress- bzw. Belastungsinkontinenz

  • Häufigster Typ bei Frauen (ca. 60 %).
  • Die Harnröhre öffnet sich bei belastenden Tätigkeiten bzw. Druck auf die Blase.
  • Unwillkürlicher Urinverlust bei Alltagsaktivitäten wie Lachen, Niesen, Husten, Aufstehen (aus dem Sitzen/Liegen), Heben, Sport.
  • Kein natürlicher, irreversibler Teil des Alterns, kann altersunabhängig vorkommen.

Mögliche Ursachen:

  • Schwäche von Bindegewebe der Scheide und Beckenbodenmuskulatur, dadurch fehlender Halt der Harnröhre und Öffnung des Harnröhrenverschlusses bei Belastung der Blase.
  • Funktionsstörung des Harnröhrenschließmuskels.
  • Mögliche Auslöser: Schwangerschaft, Entbindung, Menopause, Östrogenmangel,
  • gynäkologische Operationen, Übergewicht, Leistungssport, (regelmäßiges) schweres Heben.

Dranginkontinenz

  • Plötzlicher Harndrang mit meist schwallartigem Urinverlust schon bei leicht gefüllter Blase.
  • Der Blasenmuskel zieht sich zusammen und ruft starken Drang und unkontrollierten Urinverlust hervor.

Mögliche Ursachen:

  • Überaktive Blase (Reizblase) infolge von Schäden in Blasennerven, Nervensystem (Rückenmark, Gehirn) oder Muskeln.
  • Mögliche Auslöser: Nervenkrankheiten (Multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer, Schlaganfall), Blasen- und Harnröhrenentzündungen, Blasensteine, Verletzungen

Darüber hinaus existiert noch eine Mischform beider Inkontinenzarten: die Mischinkontinenz. Ihre möglichen Ursachen entsprechen denen einer Belastungsinkontinenz bzw. Dranginkontinenz.

Inkontinenz bei Männern

Zwar gilt Inkontinenz generell als „Frauenproblem“, doch ein Viertel bis ein Drittel der Betroffenen sind Männer. Bei ihnen sind zumeist Prostataleiden der Grund. So kann eine Prostatakrebsoperation zu Belastungsinkontinenz führen. Viel häufiger sind beim Mann jedoch Drang- und Überlaufinkontinenz. Während die häufigste Form bei Frauen die Belastungsinkontinenz ist, leiden Männer zu 80 % an einer Dranginkontinenz, also dem plötzlichen, durch Kontraktion des Blasenmuskels ausgelösten Harndrang mit Urinverlust. Die Ursache liegt bei Männern häufig in einer vergrößerten Prostata. Auslöser können aber auch Nervenkrankheiten, Entzündungen und Blasensteine sein.

Die sogenannte Überlaufinkontinenz ist ebenfalls oft auf eine gutartig vergrößerte Prostata zurückzuführen und kommt dementsprechend häufiger bei Männern vor. Bei dieser Form ist die Harnröhre verengt, das Wasserlassen wird erschwert und die Blase nicht ganz entleert. Der Betroffene verliert ständig kleinere Urinmengen (Harnträufeln). Weitere mögliche Ursachen für diese Inkontinenzform sind zu schwache Blasenmuskulatur, etwa bei Bandscheibenproblemen, Nervenschäden durch Zuckerkrankheit oder Alkoholmissbrauch und unregelmäßige Blasenentleerung.

Was Sie selbst tun können!

Blasentagebuch

Auf Anzeichen achten

Beobachten Sie, wann und wie oft Sie die Toilette aufsuchen, ob und wann Sie zuvor Flüssigkeit zu sich genommen haben und ob Sie wiederkehrende Muster erkennen. Am besten notieren Sie alles in einem sogenannten Blasentagebuch (Miktionstagebuch).

auffällige Anzeichen

Auffälligkeiten ansprechen, Klarheit schaffen

Vertrauen Sie Ihrem Arzt. Sprechen Sie auffällige Anzeichen von sich aus an. Fragen Sie nach und klären Sie im Gespräch, ob es sich tatsächlich um Inkontinenz handelt oder ob es andere Ursachen für die bemerkten Anzeichen gibt.

Beckenboden

Trainieren Sie den Beckenboden

Sowohl vorbeugend als auch therapiebegleitend helfen spezielle Übungen, die für die Blasenkontrolle wichtige Beckenbodenmuskulatur zu stärken.

Vorsorgeuntersuchungen

Vorsorge ernst nehmen

Lassen Sie regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchführen. Auch Männer ab 40 Jahren sollten regelmäßig zur Prostatavorsorge gehen.

Trainieren Sie die Blase

Trainieren Sie die Blase

Gehen Sie bewusst auf die Toilette. Warten Sie nicht bis zur letzten Minute, geben Sie aber dem ersten Drang auch nicht unmittelbar nach. Auf diese Weise trainieren Sie Ihre Blase und können starken Harndrang besser steuern.

Behandlung

Inkontinenz ist therapier- und heilbar. Rund 80 % der Patienten können heute erfolgreich behandelt und von der Krankheit befreit werden. Je früher die Betroffenen zum Arzt gehen, desto besser die Chancen. Neben modernen Untersuchungsmethoden stehen den Ärzten unterschiedliche Therapieverfahren zur Verfügung. Der Einsatz richtet sich nach Form und Schwere der Inkontinenz.

Übungen zur Stärkung des Beckenbodens

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