Prävention

Wie wichtig ist Gesundheitsprävention für Deutsche?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt Gesundheitsprävention als ein Zusammenspiel aus Gesundheitskompetenz, Früherkennung und Verhaltensweisen, welche die Gesundheit von Körper und Geist fördern und somit für das Wohlbefinden und die allgemeine Zufriedenheit der Bevölkerung sorgen. So weit, so gut – aber nehmen die Deutschen das Thema Gesundheitsprävention auch ernst (genug)? Wie groß ist ihre Sorge, schwer zu erkranken? Wie steht es insgesamt um die präventive Gesundheitsversorgung in Deutschland und Europa? Wissen Deutsche, welche Vorsorgeuntersuchungen sie wahrnehmen sollten und welche Leistungen durch unser Gesundheitssystem abgedeckt werden?

85 Prozent der Deutschen erhalten keine angemessene Gesundheitsvorsorge

Jeder vierte Deutsche (25 Prozent) nimmt keine Vorsorgeuntersuchungen wahr. Nur 15 Prozent können mit Sicherheit sagen, dass sie alle für sie relevanten Untersuchungen durchführen. Heißt im Umkehrschluss: 85 Prozent der Deutschen erhalten keine angemessene Gesundheitsvorsorge. Damit liegen wir genau im europäischen Durchschnitt. Betrachtet man nur die Zahl der Personen, die überhaupt keine Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, so liegen Serbien und Polen (jeweils 62) sowie Rumänien (60) an der Spitze, was bedeutet, dass in diesen Ländern fast 2 von 3 Personen überhaupt keine Vorsorgeuntersuchungen erhalten.

Nur jede zweite Frau lässt sich regelmäßig auf Brustkrebs untersuchen

Die häufigste Vorsorgeuntersuchung für Frauen ist die gynäkologische Untersuchung. 80 Prozent der Frauen geben an, dass sie diese in der Regelwahrnehmen. Damit liegen wir hinter Tschechien (88), Österreich (85) und der Schweiz (83) auf Platz vier. In den Niederlanden und Usbekistan (je 42) oder im Vereinigten Königreich (43) nehmen die wenigsten Frauen diese Untersuchungen wahr.

Angesichts der Tatsache, dass fast 8 von 10 Frauen hierzulande (79) Krebs zu den drei meist gefürchtetsten Krankheiten zählen, unternehmen sie erstaunlich wenig, um eine frühzeitige Erkennung spezifischer Krebsarten sicherzustellen. Laut der Europäischen Kommission wurde Brustkrebs im Jahr 2020 als „die am häufigsten diagnostizierte Tumorerkrankung unter allen Krebsarten und die führende Ursache für Krebstodesfälle bei Frauen“ geschätzt – und Experten erwarten, dass dieser Trend anhält. Dennoch nehmen nur 52 Prozent der Frauen regelmäßige Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchungen wahr.

Männer gehen noch seltener zur Gesundheitsvorsorge als Frauen

Im Vergleich zu Frauen (80 Prozent) sind deutsche Männer im Allgemeinen weniger bereit, alle oder zumindest einige der ihnen zur Verfügung stehenden präventiven Gesundheitsuntersuchungen wahrzunehmen (70). Die am häufigsten in Anspruch genommenen Vorsorgeuntersuchungen zur Krebserkennung bei Männern sind Haut- (51), Prostata- (42) und Darmkrebsvorsorge (40). In Bezug auf die Prostatakrebsvorsorge führen die Österreicher mit 48 Prozent der teilnehmenden Männer, gefolgt von Portugal (44) und Deutschland (42). Gemäß den Empfehlungen steigen die Untersuchungsraten für alle drei Krebsarten mit dem Alter. Die Früherkennung von Hodenkrebs, der als häufigste Krebsart bei jungen Männern gilt, wird jedoch nur von 12 Prozent der Männer zwischen 18 und 34 Jahren in Anspruch genommen.

Mangelnde Aufklärung und Kosten sind Barrieren für präventive Gesundheitsuntersuchungen

Die Bereitschaft, Vorsorgeuntersuchungen ernst zu nehmen, variiert zwischen den unterschiedlichen Generationen:  Für 70 Prozent der Deutschen, die älter als 55 Jahre sind, ist die Überzeugung, dass Vorsorgeuntersuchungen wichtig und daher nützlich sind, Motivation genug, um sich untersuchen zu lassen. Bei den 18- bis 34-Jährigen trifft das auf 61 Prozent zu. Persönliche Erfahrungen, d. h. die Tatsache, dass in der Vergangenheit bei einer Vorsorgeuntersuchung ein Gesundheitsproblem festgestellt wurde, veranlassen altersunabhängig 41 Prozent der Deutschen zum Arztbesuch.

Betrachtet man die 25 Prozent der Deutschen genauer, die angeben, an keiner Art von Vorsorgeuntersuchung teilzunehmen, so scheinen mangelnde Bildung oder fehlendes Wissen sowie die Kosten die Hauptbarrieren für eine verstärkte Prävention zu sein. Fast jeder dritte Deutsche (29) gibt zu, nicht zu wissen, welche Untersuchungen er je nach Alter, Geschlecht, Versicherungsstatus und öffentlichem Gesundheitsmodell durchführen sollte oder könnte. Auch die Kosten sind für 18 Prozent ein Hindernis – für Frauen (21) sogar ein wesentlich größeres als für Männer (14). Weitere 19 Prozent halten Vorsorgeuntersuchungen für unnötig. Hier liegen die Männer (22) dagegen vor den Frauen (16). Jeder Fünfte hatSchwierigkeiten, sich die Zeit dafür zu nehmen, und fast ebenso viele fühlen sich bei Vorsorgeuntersuchungen (19) unwohl. Die Angst vor einer schlechten Diagnose hält 16 Prozent von der Teilnahme ab.