Arzneimittelrisiken
Vor der Zulassung eines Arzneimittels achtet die zuständige Behörde sehr sorgfältig darauf, dass die gewünschte Wirkung und mögliche Nebenwirkungen in einem angemessenen Verhältnis stehen. Die Sicherheitsanforderungen an Medikamente sind besonders hoch.
Dennoch können wirksame Medikamente nicht unterschiedslos für jeden Patienten in jedem Alter und mit jeder Begleiterkrankung geeignet sein. Eine fachkundige Auswahl und Dosierung durch den Arzt oder Apotheker kann oft schon das Auftreten von unerwünschten (Neben-)Wirkungen verhindern. In bestimmten Situationen wie Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und älteren Menschen ist bei der Anwendung von Arzneimitteln besondere Vorsicht geboten.
Häufig hat Sie schon ihr behandelnder Arzt auf das mögliche Auftreten von Nebenwirkungen eines Medikaments hingewiesen. Sollten Sie eine solche unerwünschte Wirkung an sich beobachten, teilen Sie dies unbedingt Ihrem Arzt mit, damit er in Ihrem Einzelfall eine individuelle Risiko-Nutzen-Bewertung vornehmen kann.
Er wird Ihnen dabei auch sagen, ob es sich erfahrungsgemäß um eine nur vorübergehende Wirkung handelt, ob ihre Dosierung angepasst werden sollte oder ob Sie besser ein ganz anderes Medikament erhalten sollten. Er wird auch an Wechselwirkungen mit neu hinzu gekommenen Medikamenten denken und auch untersuchen, ob es sich bei Ihrer Nebenwirkung nicht vielleicht doch um eine eigenständige Erkrankung handelt.
Übrigens ist jeder Arzt (oder Apotheker) per Berufsordnung dazu verpflichtet, auftretende Nebenwirkungen zur systematischen Erfassung und Auswertung an ihre Kammern und/oder den Hersteller des betreffenden Präparates weiterzumelden, die diese dann an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weitergeben. Mit Ihrer Rückmeldung dienen Sie auch der Arzneimittelsicherheit.
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Jedem ist bekannt, dass man alkoholisiert nicht hinter das Steuer darf. Doch auch die Einnahme von Arzneimitteln kann die Wahrnehmung und das Reaktionsvermögen beeinträchtigen. Das Unfallrisiko im Straßenverkehr steigt. Wichtig: Falls es zu einem Unfall kommt und nachgewiesen wird, dass dieser aufgrund von Medikamenten-Einnahme hervorgerufen wurde, kann der Versicherungsschutz erlöschen!
Ob und inwieweit die Einnahme von Arzneimitteln die Verkehrstüchtigkeit beeinflusst, hängt u.a. davon ab, ob Sie noch andere Medikamente einnehmen, wie viel Sie wiegen oder ob bei Ihnen bestimmte Grunderkrankungen vorliegen. Ebenso wichtig ist die richtige Einnahme der Medikamente (Häufigkeit und Dosierung). Von großer Bedeutung ist es daher, den Beipackzettel vorab sorgfältig zu lesen und sich von Ihrem Arzt oder Apotheker über mögliche Neben- und Wechselwirkungen aufklären und beraten zu lassen.
Bei welchen Arzneimitteln ist Vorsicht geboten?
Antiallergika
Arzneimittel gegen Heuschnupfen und Allergien können müde machen. Deshalb sollten Antiallergika bevorzugt abends vor dem Zubettgehen eingenommen werden.
Antidiabetika und Insulin
In Kombination mit anderen Arzneimitteln kann es zu einer Unterzuckerung kommen. Die Folge können Konzentrationsstörungen, Herzrasen oder Zittern sein. Daher sollte Sie bei ersten Anzeichen einer Unterzuckerung die Autofahrt unterbrechen und Kohlenhydrate zu sich nehmen! Deshalb immer etwas Traubenzucker, Rosinen o.ä. im Auto deponieren.
Augentropfen
Für bestimmte Untersuchungen verwendet Ihr Augenarzt pupillenerweiternde Tropfen. Diese können Ihre Augen für einige Stunden sehr lichtempfindlich machen und das Sehvermögen einschränken. Lassen Sie sich daher bei einer solchen Untersuchung nach dem Arztbesuch unbedingt abholen oder nehmen Sie ein Taxi.
Beruhigungs- und Schlafmittel
Abhängig vom Zeitpunkt der Einnahme können Beruhigungs- und Schlafmittel noch bis zum nächsten Morgen und darüber hinaus wirken. Autofahren oder das Bedienen von Maschinen sollte daher unterlassen werden, da es aufgrund der beruhigenden Wirkung der Arzneimittel zu Konzentrationsstörungen kommen kann.
Arzneimittel gegen hohen Blutdruck
Hoher Blutdruck erfordert die tägliche Einnahme von Arzneimitteln. Diese können Nebenwirkungen hervorrufen, so dass die Fahrtüchtigkeit nicht mehr gewährleistet ist.
Psychopharmaka
Zu dieser Gruppe gehören Antidepressiva, stark wirkende Schlafmittel, Mittel gegen Psychosen, Beruhigungsmittel sowie Lithiumpräparate. Besonders in den ersten Tagen der Einnahme ist die Wirkung auf die Psyche besonders stark. Vom Autofahren sollte daher möglichst abgesehen werden.
Schmerzmittel
Starke Schmerzmittel (z. B. Opiate) können zu Benommenheit, starken Stimmungsschwankungen sowie zu einer Verengung der Pupillen (Einschränkung der Sehfähigkeit) führen.
Weitere Arzneimittel, die die Verkehrstüchtigkeit beeinflussen können:
- Langzeitbehandlung mit Kortison
- Mittel gegen (Reise-)Übelkeit und Erbrechen
- Mittel gegen Magen-Darm-Geschwüre
- Mittel gegen epileptische Anfälle
- Aufputschmittel
- Mittel gegen Muskelverspannungen
- Hustenstiller
Achten Sie auf Warnzeichen, besonders beim erstmaligen Einnehmen eines Arzneimittels oder wenn Ihr Arzt die Dosierung geändert hat. Wenn Sie bspw. Schwierigkeiten beim Lesen haben oder unter Schwindelgefühlen und Müdigkeitsattacken leiden, können diese Reaktionen erste Hinweise auf Nebenwirkungen sein. Falls Sie nicht sicher sind, ob die eingenommenen Arzneimittel Ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, sollten Sie das Auto besser stehen lassen und auf öffentliche Verkehrsmittel oder Taxen ausweichen.
Sprechen Sie auf jeden Fall mit Ihrem Arzt oder Apotheker über Ihre Bedenken und Beschwerden und lassen Sie sich ausführlich beraten.
Ungeborene Kinder sind sehr eng mit dem mütterlichen Stoffwechsel verbunden. Manche Medikamente können ebenso wie Alkohol oder Nikotin die schützende Plazenta-Schranke überwinden und besonders in der frühen Schwangerschaft störend in die normale Entwicklung des Fötus eingreifen.
Sprechen Sie deshalb während der Schwangerschaft (oder bei akutem Kinderwunsch!) unbedingt mit Ihrem Arzt, bevor Sie ein Medikament einnehmen oder auch ein Langzeitmedikament plötzlich absetzen. Er wird für Sie, wenn Sie darauf angewiesen sind, ein unbedenkliches Medikament auswählen oder nach nichtmedikamentösen Behandlungsmöglichkeiten suchen.
Auch während der Stillzeit können manche Arzneimittel-Wirkstoffe über die Muttermilch an Säuglinge weitergegeben werden. Sie sollten deshalb auch in dieser Zeit den Rat Ihres Arztes suchen, um unnötige Risiken für Ihr Kind zu vermeiden.
Eine kompetente Medikamentenberatung in der Schwangerschaft und Stillzeit bietet das Beratungszentrum für Reproduktionstoxikologie in Roggenburg (http://www.reprotox.de) an. Telefonisch sind die Experten dort Montags bis Freitags zwischen 10 und 18 Uhr unter der Telefonnummer 07 51 – 87 27 99 zu erreichen. Die Beratung ist kostenlos.
Der Körper eines Kindes reagiert auf Arzneimittel anders als der eines Erwachsenen. Es genügt daher bei einem kranken Kind nicht immer, einfach die Dosis eines Medikamentes zu reduzieren. Vielmehr muss in jedem Fall sorgfältig geprüft werden, ob ein Medikament für Kinder geeignet ist und die Dosierung in Abhängigkeit vom Alter bzw. Gewicht genau festgelegt wird.
Die besondere Sorgfalt bei der Verabreichung von Arzneimitteln an Kinder ist wichtig. Andererseits haben nicht wenige Eltern mittlerweile eine fast panische Angst davor, ihrem Kind Medikamente wie Antibiotika oder Cortison zu verabreichen. Sie setzen die Medikamente vorzeitig ab, reduzieren die Dosis oder geben sie den Kindern überhaupt nicht und gefährden damit deren Gesundheit. Hochwirksame Arzneimittel können Nebenwirkungen haben, jedoch ist beispielsweise das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen eines Antibiotikums gering im Vergleich zu den möglichen Folgen einer unbehandelten Scharlach-Erkrankung.
Wichtig ist, dass Nutzen und mögliche Risiken einer Behandlung in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Eltern sollten Ängste bezüglich einer medikamentösen Therapie in jedem Fall mit ihrem Arzt besprechen und Medikamente nicht eigenmächtig absetzen bzw. die Dosis reduzieren.
Der Stoffwechsel älterer Menschen funktioniert langsamer als der von jüngeren. Damit können auch Arzneimittel-Wirkstoffe nur noch langsamer im Körper abgebaut und ausgeschieden werden. Bei gleich bleibenden Einnahmegewohnheiten kann sich der Wirkstoff eines Arzneimittels im Körper anreichern und zu neuen oder stärkeren Nebenwirkungen führen. Etwa ab einem Alter von 65 Jahren muss deshalb die Dosierung von Medikamenten in Abhängigkeit von der Wirkung immer wieder neu auf die sich verändernden Körperfunktionen des Patienten abgestimmt werden.
Besondere Vorsicht ist bei der Einnahme von Schlaf- und Beruhigungsmitteln geboten. Werden diese Arzneimittel zu hoch dosiert, können sie sich im Körper anreichern und z. B. zu Gangunsicherheiten führen. Mögliche Folgen sind Stürze und Knochenbrüche. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an, wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie bzw. ältere Angehörige Medikamente nicht mehr so gut wie früher vertragen. Oft genügt es, die Dosis zu reduzieren, um die Verträglichkeit wieder herzustellen. Eine Anpassung der Dosis sollte aber immer in Absprache mit dem Arzt erfolgen.
Gerade ältere Menschen leiden meist unter mehreren verschiedenen Krankheiten. Es sollte deshalb darauf geachtet werden, dass der Hausarzt einen Überblick über die von unterschiedlichen Fachärzten verordneten Medikamente erhält. Nur so können unerwünschte Wechselwirkungen zwischen nicht zueinander passenden Medikamenten verhindert werden.